Was verdient man als Physiotherapeut wirklich?
Thu,November, 2024
Physiotherapeuten übernehmen mit ihrer Arbeit eine wichtige Rolle in unserem modernen Gesundheitssystem. Gerade in einer Zeit, in welcher sich der demographische Wandel immer mehr in Richtung einer älteren Bevölkerung neigt, ist ihre Tätigkeit von größter Bedeutung. Dank ihrer Tätigkeit wird die Mobilität, körperliche Unabhängigkeit und somit der Lebensstandard zahlreicher Menschen aufgewertet.
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Doch wie viel verdient ein Physiotherapeut für die Ausführung einer so wichtigen Funktion eigentlich? Diese Frage lässt sich pauschal nur schwer beantworten, da es diesbezüglich viele Faktoren gibt, die zu teils drastischen Unterschieden zwischen den Gehältern von Physiotherapeuten führen. Deshalb wollen wir an dieser Stelle in aller Ausführlichkeit beleuchten, worin diese Unterschiede liegen und welche Gehälter in unterschiedlichen Fällen für einen Physiotherapeut herausspringen.
Physiotherapeut – Gehalt während der Ausbildung
Fangen wir erstmal ganz logisch mit dem Ausbildungsgehalt fĂĽr Physiotherapeuten an. Hier ist alles noch recht ĂĽbersichtlich, da es sich bei der Ausbildung zum Physiotherapeuten um eine schulische Ausbildung handelt und diese daher wie die meisten schulischen Ausbildungen, mit einigen wenigen Ausnahmen, nicht vergĂĽtet wird. Falls du die Ausbildung an einer privaten Schule absolvierst, kommen stattdessen Ausbildungskosten auf dich zu. Staatliche Einrichtungen verzichten normalerweise auf solche GebĂĽhren.
Physiotherapeut – Gehaltsunterschiede der Einrichtungsarten
Sobald du die Ausbildung zum Physiotherapeuten abgeschlossen hast, gilt es, die Einrichtung zu wählen, in der du in den Beruf starten willst. Damit sind wir schon beim ersten großen Faktor im Bezug auf das Gehalt eines Physiotherapeuten angekommen: Den Gehaltsunterschieden zwischen staatlichen und privaten Einrichtungen. Dieser fällt in der Praxis teils extrem aus. Das liegt vor allem daran, dass private Einrichtungen nicht zwangsläufig an Tarifverträge gebunden sind.
Während man als Neuzugang einer staatlichen Einrichtung mit einem Einstiegsgehalt von 2.100,- bis 2.500€ rechnen kann, sieht es bei den privaten oftmals weniger rosig aus. Dort kann es im schlimmsten Fall vorkommen, dass dir ein Einstiegsgehalt von etwa 1500€ angeboten wird. Natürlich gibt es auch private Anbieter, die etwas mehr springen lassen und vergleichbare Beträge wie ihre staatlichen Gegenstücke zahlen. Trotzdem, das durchschnittliche Gehaltsspektrum von 1.500,- bis 2.100€ sieht im Vergleich mau aus.
Dieser Unterschied bleibt auch im weiteren Berufsverlauf bestehen. Während erfahrene Physiotherapeuten, die nach Tarifvertrag bezahlt werden, im Schnitt 2.950€ verdienen, liegt dieser Wert in privaten Einrichtungen ohne Tarifbindung bei 2.400€. Sicherlich ist dies in beiden Fällen ein respektabler Anstieg, es bleibt dennoch ärgerlich fĂĽr die Physiotherapeuten, die sich auf der unteren Seite dieses Spektrums wiederfinden – und dabei ist das nur ein Faktor, den du im Bezug auf dein zukĂĽnftiges Gehalt beachten musst.
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Standortunterschiede fĂĽr das Physiotherapeuten-Gehalt
Klar, der Standort sorgt in nahezu jedem Beruf für teils gravierende Unterschiede von Bundesland zu Bundesland. Physiotherapeuten stellen diesbezüglich aber ein Extrembeispiel dar. Um das zu bestätigen, musst du nur einen Blick auf den Unterschied zwischen dem Bundesland mit den am besten verdienenden Physiotherapeuten, Hessen, und Mecklenburg Vorpommern, dem Bundesland mit den im Schnitt am schlechtesten bezahlten Physiotherapeuten, werfen. In Hessen lag der Durchschnittsverdienst laut der neuesten Datenerhebung bei 28.741€.
Dieser Wert lag in Mecklenburg Vorpommern bei 19.894€ – fast 9.000€ weniger Jahresgehalt. Allgemein lässt sich fĂĽr den Beruf des Physiotherapeuten ausnahmslos die Diskrepanz zwischen alten und neuen Bundesländern feststellen. Letztere belegen konsequent die unteren 5 Plätze im Vergleich, wobei Brandenburg mit 21.360€ noch am besten wegkommt. Zum Vergleich: Berlin und Niedersachsen, die zwei alten Bundesländer mit dem geringsten durchschnittlichen Physiotherapeut-Gehalt, kommen hier auf ĂĽber 25.000€.
Du siehst also schon, die Wahl des Standorts kann einen erheblichen Unterschied machen und wird je nach deinem aktuellen Standort kritisch, wenn du eine präzise Gehaltsvorstellung hast, die du so realistisch betrachtet nicht überall erfüllt finden wirst.
Geschlechterunterschiede beim Gehalt fĂĽr Physiotherapeuten
Ja, auch um dieses leidige Thema kommt der Beruf “Physiotherapeut” nicht rum. Männer verdienen hier im Schnitt besser, als ihre weiblichen Kollegen. Fairerweise muss man sagen, dass diese Diskrepanz im Vergleich zu anderen Berufen innerhalb des Gesundheitswesens, wie etwa Altenpfleger oder Zahnmedizinische/r Assistent/in, nicht so extrem ausfällt.
Trotzdem ist die Differenz von über 300€ zwischen 2.140€ Durchschnittsgehalt für Frauen und dem männlichen Äquivalent von 2.471€ mehr als ärgerlich für Frauen, die in der Physiotherapie arbeiten und gewissermaßen abschreckend für solche, die mit dem Gedanken spielen, diesen Berufsweg einzuschlagen.
Physiotherapeut im Gehaltsvergleich mit anderen Ausbildungsberufen
Um dir dabei zu helfen, die bisherigen Infos in Perspektive zu setzen, vergleichen wir an dieser Stelle das Gehalt des Physiotherapeuten mit anderen Ausbildungsberufen im Gesundheitswesen. Von den 11 verglichenen Berufen fällt der Physiotherapeut auf den 7. Platz zwischen Altenpflegern (Platz 6) und Zahnmedizinische/r Assistent/in (Platz 8).
Solides Mittelfeld also. Platz 1 der bestbezahlten Ausbildungsberufe im Bereich Gesundheit geht übrigens mit etwa 3.250€ an Operationsschwestern und -pfleger. Damit verglichen wirkt der Gesamtdurchschnitt von 2.237€ für Physiotherapeuten natürlich weit entfernt, allerdings sind Operationsschwestern und -pfleger ein ziemliches Extrem in diesem Vergleich und mit weitem Abstand an der Spitze. Verglichen mit dem zweitbest bezahlten Beruf, Medizintechnische/r Assistent/in, der ein Durchschnittsgehalt von 2.790€ aufweist, ist die Lücke nicht mehr ganz so astronomisch.
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Mangel an Physiotherapeuten durch niedrige Gehälter
Wie wir bereits besprochen haben, werden Physiotherapeuten in vielen Fällen vergleichsweise schlecht bezahlt – und das, obwohl der Beruf zum einen anspruchsvoll und zum anderen von größter Wichtigkeit fĂĽr die Gesellschaft ist. Das fĂĽhrt natĂĽrlich unweigerlich zu Fachkräftemangel. Dieser ist sogar so immens, dass es mit Hamburg zuletzt nur ein Bundesland gab, welches eine ausreichende Anzahl an Physiotherapeuten beheimatet.
Das hat natürlich ernsthafte Folgen für die betroffene Bevölkerung, allen voran lange Wartezeiten für Termine und in vielen Fällen eine Behandlung der Marke “Am Fließband”.
Letzteres wird zudem durch die unrealistischen Anforderungen der Krankenkassen begünstigt, die gerade mal 18 Minuten für eine Sitzung vorsieht und dementsprechend nur diese Zeit bezahlt. Die logische Folge sind entweder die besagten Fließband-Sitzungen oder erhöhte Preise der jeweiligen Klinik.
Obwohl die aktuelle Realität im Bezug auf den Beruf des Physiotherapeuten recht ernüchternd aussieht, gibt es durchaus auch positive Aussichten für dich. Zum einen sorgt der aktuelle Fachkräftemangel dafür, dass du nach erfolgreicher Ausbildung nahezu zu 100% eine Anstellung findest. Die Chancen, dabei mit etwas Mühe sogar eine der “besseren” Stellen zu erwischen, stehen ebenfalls ziemlich gut.
Zudem ist es recht sicher, dass sich in naher Zukunft etwas an den niedrigen VergĂĽtungen fĂĽr Physiotherapeuten – und allen restlichen Gesundheitsberufen – ändert.
Dies ist die einzig verlässliche Lösung, dem Fachkräftemangel Herr zu werden, und die Notwendigkeit dafür wächst genauso drastisch wie der politische Druck. Auch wenn es ein wenig Spekulation ist, stehen die Chancen also bestens, dass du als angehender Physiotherapeut unabhängig von Standort, Einrichtung oder Geschlecht in naher Zukunft mit wesentlich mehr nach Hause gehen wirst.
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